Im Bereich der Lüftungstechnik gewährleisten Normen und Richtlinien die grundlegenden Rahmenparameter, die eine Konzipierung und Auslegung von Lüftungsanlagen ermöglichen, die den notwendigen sowie effizienten Luftwechsel in einem Gebäude sicherstellen. Durch sie wird dafür Sorge getragen, dass eine Lüftungsanlage für eine ausreichende Raumluftqualität sorgt. Wodurch zum einen ein gesundes, unbelastetes Innenraumklima mit bestmöglichem Komfort gewährleistet wird und zum anderen die Anforderungen an die Energieeffizienz des Gebäudes erfüllt werden.
 

Die folgenden 5 Normen und Richtlinien sind für die Auslegung und Gestaltung von Lüftungsanlagen in gewerblichen und industriellen Gebäuden von Bedeutung:

  • DIN EN 16798-1 Teil 1: Eingangsparameter für das Innenraumklima zur Auslegung und Bewertung der Energieeffizienz von Gebäuden bezüglich Raumluftqualität, Temperatur, Licht und Akustik
  • DIN EN 16798-3 Teil 3: Lüftung von Nichtwohngebäuden - Leistungsanforderungen an Lüftungs- und Klimaanlagen und Raumkühlsysteme
  • VDI 6022 – Raumlufttechnik, Raumluftqualität - Hygieneanforderungen an raumlufttechnische Anlagen und Geräte (VDI-Lüftungsregeln)
  • VDI 3803 Teil 1: Raumlufttechnik - Bauliche und technische Anforderungen - Zentrale RLT-Anlagen (VDI-Lüftungsregeln)
  • RLT-Richtline 01

In den nachfolgenden Abschnitten geben wir Ihnen einen kurzen Einblick in die Relevanz der einzelnen Normen und Richtlinien für die Lüftungsanlagen und deren Anwendungsbereiche.

📄 DIN EN 16798-1

Eingangsparameter für das Innenraumklima zur Auslegung und Bewertung der Energieeffizienz von Gebäuden bezüglich Raumluftqualität, Temperatur, Licht und Akustik.


Anwendungsbereich der Norm 
Dieser Teil der Norm, der die DIN EN 15251 ablöst, beinhaltet alle relevanten Anforderungen an die Parameter für die Innenraumluftqualität, die im Zusammenhang mit dem thermischen Raumklima und der Raumluftqualität stehen. Zudem gibt sie an, wie diese Parameter für die Auslegung von raumlufttechnischen Anlagen im Gebäude angewendet werden sollen und wie diese für die Energieeffizienzberechnung zu berücksichtigen sind.

Wie bewertet die DIN EN 16798-1 die notwendige Außenluftrate
Die Norm sieht für die Ermittlung der benötigten Außenvolumenströme zwei Auslegungsfahren vor:

1.    Verfahren
Hier erfolgt die Berechnung der Mindest-Außenluftvolumenströme in abhängig von der Anzahl der Personen, der Fläche und der Schadstoffarmut des Gebäudes.
Dafür werden die folgenden zwei Parameter herangezogen:

  • Voraussichtlicher Prozentsatz unzufriedener Personen
    Der benötigte Außenluftvolumenstrom wird anhand eines voraussichtlichen Prozentsatzes an unzufriedenen Personen auf Grund der Luftqualität ermittelt. Diese Unzufriedenheit unterteilt die Norm in 4 Kategorien mit entsprechend steigendem Prozentsatz an vorausgesetzter Unzufriedenheit mit abnehmender Außenluftzufuhr.
    Wird vom Bauherrn keine Kategorie vorgegeben, so empfiehlt es sich nach Kategorie 2 (20% Unzufriedener) auszulegen.
  • Zu erwartende Emissionen des Gebäudes
    Zudem wird ein Außenluftvolumenstrom zur Abfuhr der Emissionen durch das Gebäude je m² definiert. Die Höhe des Volumenstromes je m² richtet sich nach der Schadstoffarmut des Gebäudes (“Sehr schadstoffarm”, “Schadstoffarm”, oder “Nicht Schadstoffarm”).
     

2.    Verfahren
Hier wird der Mindest-Außenluftvolumenstrom in Abhängigkeit von einer maximal erlaubten CO2-Konzentration der Raumluft oberhalb des CO2-Niveaus der Außenluft ermittelt.
Die erlaubte CO2-Konzentration wird ebenfalls in 4 Kategorien unterteilt, die in Abhängigkeit der Raumfläche und der Anzahl an Personen pro Raum den notwendigen Mindestvolumenstrom ergibt.

  • Beitrag zur Sicherung der Raumluftqualität
    Mit der Norm wird eine Richtlinie zur Auslegung der Außenluftvolumenströme gegeben, um den Fokus auf die relevanten Parameter zu legen, welche die Raumluftqualität maßgeblich beeinflussen. 
    Mit den zwei möglichen Verfahren für die Berechnung der Mindestluftvolumenströme kann eine effiziente Auslegung der Lüftungsanlage realisiert werden, die den Maßstab für eine gute Raumluftqualität von durchschnittlich max. 1.000 ppm CO2 erfüllt.

Näheres zu den einzelnen Kategorisierungen finden Sie bei unseren jeweiligen Einsatzbereichen unter den Punkt Normen und Richtlinien.

📄DIN EN 16798-3 Teil 3:

Lüftung von Nichtwohngebäuden - Leistungsanforderungen an Lüftungs- und Klimaanlagen und Raumkühlsysteme.


Einführung zur Norm DIN EN 16798 Teil 3 
Dieser Teil der Norm ersetzt die frühere DIN EN 13779 und zählt neben der DIN EN 13053 und VDI 3803 zu den wichtigsten technischen Regeln für RLT-Geräte, RLT-Anlagen und deren Komponenten. 
Sie definiert Leitlinien zur Auslegung und zur Energiebedarfsberechnung von Lüftungs- und Klimaanlagen sowie von Raumkühlsystemen, um dadurch in Nichtwohngebäuden (die für den Aufenthalt von Menschen bestimmt sind) über das gesamte Jahr ein vorgegebenes, behagliches und gesundes Innenraumklima sicherzustellen. Die Norm konzentriert sich dabei auf die Definition der verschiedenen Parameter, die für derartige Anlagen relevant sind.
Zielgruppen sind insbesondere Fachplaner und Anlagenbauer LüKK, Hersteller und Anbieter von LüKK-Produkten und -Systemen, Bauherren, Gebäudebetreiber, Energieberater und Architekten.

Wichtige Leistungsanforderung aus der Norm 
Mit der Norm wird im Rahmen der Definition von verschiedenen Parametern, die wichtigste Kennzahl zur Leistungsdefinition einer Lüftungsanlage definiert – die spezifische Ventilatorleistung, auch SFP (specific fan power) genannt. Diese definiert das Verhältnis von aufgenommener elektrischer Ventilatorleistung zum geförderten Luftvolumenstrom pro Sekunde, was letztendlich den eigentlichen Energieaufwand einer Lüftungsanlage wiedergibt.
Mit der Norm werden hierzu Anforderungen definiert, die eine Klassifizierung von Anlagen in 8 SFP-Klassen ermöglicht. Je niedriger die SFP-Klasse, desto geringer ist die benötigte elektrische Energie für die Förderung eines m³ Luft pro Sekunde.

Luftqualität im Fokus der Norm
Ein weiterer wichtiger Aspekt der Norm ist zudem die Festlegung der relevanten Parameter für die Luftqualität. Anders als bei Wohngebäuden werden hierfür die folgenden Einflussgrößen klassifiziert:

  • Die Außenluftqualität in Abhängigkeit des Anlagenstandortes.
  • Die Zuluftqualität in Abhängigkeit der in der Lüftungsanlage verbauten Filterklassen. Und für diese eine Mindestvorgabe definiert.
📄VDI 6022 Blatt 1

Raumlufttechnik, Raumluftqualität - Hygieneanforderungen an raumlufttechnische Anlagen und Geräte (VDI-Lüftungsregeln)


Bedeutung der Richtlinie VDI 6022 Blatt 1
Die Hygienerichtlinie VDI 6022 ist eine, wenn nicht die wichtigste Richtlinie, wenn es darum geht, ein gesundes und unbelastetes Innenraumklima in Verbindung mit raumlufttechnischen Anlagen sicher zu stellen.
Die Richtlinie befasst sich hierfür mit dem kompletten Spektrum der Planung, Herstellung, Errichtung und Wartung von raumlufttechnischen Anlagen, so dass diese: 

  • die Gesundheit nicht gefährden,
  • die Befindlichkeit und die thermische Behaglichkeit nicht stören,
  • nicht zu Geruchsbelästigungen führen und
  • eine Belastung durch anorganische und organische Verunreinigungen sicher vermeiden

Zudem stellt sie sicher, dass nur geschultes Personal an diesen projektbezogenen Prozessen beteiligt sein dürfen.

 

Maßnahmen zur Vermeidung von Verunreinigungen und Gewährleistung der Luftqualität
Raumlufttechnische Anlagen sollen auf der Grundlage von nutzerabhängigen Anforderungen eine hygienisch einwandfreie, gesundheitlich zuträgliche Zuluft und Innenraumluft gewährleisten sowie für eine gute thermische Behaglichkeit sorgen. Dies realisieren RLT-Anlagen indem sie für die Abfuhr von Lasten wie Gerüchen, Feuchte, Wärme und Stoffen aus Räumen sorgen, wodurch sie die Personen gegen Einwirkungen gesundheitlich nachteiliger und belästigender Stoffe sowie Einflüssen schützen. 
Zudem bedeutet dies aber auch, dass die in das RLT-Gerät angesaugte Außenluft bei ihrer Konditionierung zur Zuluft weder durch den Betrieb von Einrichtungen im RLT-Gerät (Luftfilter, Befeuchter, Wärmeübertrager, Wärmerückgewinner) noch auf ihrem Weg in die Räume (Luftleitungssystem, Luftdurchlässe) in ihrer Qualität verschlechtert werden darf.
Damit die Anlagen die zuvor genannten Kriterien für eine hygienisch einwandfreie Qualität der Innenraumluft sicherstellen können, werden mit der Norm vordefinierte Filterqualitäten bestimmt. Für diese Filtereinheiten wird zudem ein Filterwechsel-Intervall definiert, der sich nach der vorherrschenden Außenluft richtet, so dass die Grundlage für eine saubere Zuluftqualität gewährleistet ist.
Darüber hinaus werden regelmäßige Wartungsintervalle sowie Hygieneinspektionen definiert, die dafür Sorge tragen sollen, dass keine Zuluftbelastung im Rahmen des Betriebes der Anlage entstehen.


Praxisrelevante Maßnahmen
Um den ordnungsgemäßen und hygienisch einwandfreien Betrieb der raumlufttechnischen Anlagen sicher zu stellen, sollte im Rahmen der Norm eine entsprechende Hygieneinspektion durchgeführt werden.
Hier wird unterschieden in die folgenden zwei Inspektionsvarianten:

  • Hygiene-Erstinspektion
    Diese erfolgt nach der Fertigstellung der Anlage vor der eigentlichen Inbetriebnahme und beinhaltet:
    Hygienekontrolle und Hygieneinspektion nach Checkliste VDI 6022 Blatt 1
    -    Überprüfung der Umsetzung aller Anforderungen dieser Richtlinie anhand der Checkliste aus VDI 6022 Blatt 1.1
    -    Festlegung und Markierung der Probeentnahmeorte für die Hygienekontrollen und -inspektionen (Hygiene-Monitoring)
     
  • Wiederholungs-Hygieneinspektion
    Diese erfolgt je nach Anlagentyp in unterschiedlichen Intervallen:
    -    bei Anlagen mit Luftbefeuchtung oder mit erdverlegten Leitungen im Abstand von zwei Jahren
    -    bei Anlagen ohne Luftbefeuchtung und ohne erdverlegte Komponenten im Abstand von drei Jahren.
📄VDI 3803 Teil 1: Bauliche und technische Anforderungen Zentrale RLT-Anlagen

Anwendungsbereich der VDI 3803 Teil 1
Die Norm definiert vorrangig die grundsätzlichen baulichen und technischen Anforderungen an zentrale RLT-Anlagen, die der Luftzufuhr von Personen dienen sollen und bei denen die dazugehörigen Komponenten (z. B. Induktionsgeräte, Nacherhitzer, Brandschutzklappen, Luftdurchlässe) über ein Luftleitungsnetz mit einem zentralen RLT-Gerät verbunden sind. Zudem informiert sie auch über die technischen Anforderungen an dezentrale Anlagenkomponenten.
Sie behandelt alle relevanten Anforderungen an RLT-Anlagen für einen energieeffizienten, hygienisch und sicherheitstechnisch einwandfreien Betrieb.


Inhalt der VDI 3803
In den letzten Jahren wurden die Anforderungen an raumlufttechnische Anlagen einem starken Wandel unterworfen, insbesondere durch die Einbindung in den europäischen Normenraum. Hierbei ist eine Entwicklung in Richtung größerer Außenluftvolumenströme und größer dimensionierter RLT-Geräte zu vernehmen. Die Herausforderung hierbei ist nicht nur zu berücksichtigen, dass neue Anlagen entsprechend geplant werden müssen, sondern auch, dass ältere Anlagen im Fall eines Umbaus dahingehend angepasst werden müssen. Des Weiteren haben die Bereiche der Energieeffizienz und Hygiene an Bedeutung gewonnen. Hinsichtlich der Energieeffizienz sind dabei besonders die entsprechende Regelungstechnik, die Wärmerückgewinnung und die Anlagenleckage in den Fokus gerückt.
Die Richtlinie bietet in diesem Kontext einen sinnvollen Leitfaden, da diese nicht nur die für die Planung und Ausführung notwendigen Anforderungen beinhaltet, sondern auch Hinweise zu heiztechnischen (inklusive Wärmerückgewinnung) und kältetechnischen Anlagen zur Luftkonditionierung, an die Hygiene, den Brandschutz sowie an die Gebäudeautomation gibt.
Mit ihr soll zudem eine vergleichende Qualitätsbeschreibung ermöglicht werden, in der die zuvor genannten Aspekte inklusive Wartungsaufwand mit berücksichtig werden.


Anwendung in der Praxis
Die Richtline beinhaltet zudem die folgenden zwei Checklisten, die die Planung und Inbetriebnahme von RLT-Anlagen zielführend unterstützen sollen:


Checkliste zu den Nutzeranforderungen
Diese Checkliste soll frühzeitig zur detaillierten Abstimmung zwischen Nutzer (Bauherr, Architekt) und dem Fachplaner dienen und befasst sich mit den folgenden Punkten:

  • Nutzung: Qualitäten von Außenluft und Raumluft (Temperaturen, Feuchten), Schallanforderungen, Lufthygiene nach VDI 6022, Brandschutz, Sicherheit.
  • Verteilung: Anforderungen an Luftleitungen und Luftdurchlässe.
  • Erzeugung/Geräte: Anforderungen an alle Komponenten der RLT-Anlage.
  • Peripherie: Energieerzeugung, Kälteerzeugung, Rückkühlung.
  • Instandhaltung: Zugänglichkeit zur Wartung.
     

Checkliste zur Inbetriebnahme
Mit dieser Checkliste soll der reibungslose Betrieb der Anlage sichergestellt werden. Sie befasst sich mit den folgenden Punkten:

  • Lieferumfang: Anlagenverifizierung, Funktionsprüfung
  • Installationscheckliste: Installation der lufttechnischen Anlage, Kalt- und Warmwasserleitungen, Luftleitungssystem, elektrische Installation, Steuerungsanlage, mechanische Inbetriebnahme, Steuerung und Regelung, Einregulierung
  • Einweisung und Dokumentation
     

Zudem behandelt die Norm Konstruktionsgrundlagen sowie den Aufbau von Geräten und deren Komponenten, die einen effiziente Planung und Umsetzung unterstützen.

📄RLT-Richtline 01 – Allgemeine Anforderungen an RLT-Geräte


Inhalt der RLT-Richtlinie 01
Die RLT-Richtline 01 wird vom Herstellerverband Raumlufttechnische Geräte herausgegeben. Mit ihr werden die allgemeinen Anforderungen an raumlufttechnische Geräte definiert. Diese Richtlinie gilt für alle RLT-Geräte und deren baulichen Anforderungen. Sie gibt Hinweise zu energetischen, hygienischen und mechanischen Eigenschaften von RLT-Geräten. 
Zudem beinhaltet sie einen Überblick über die relevanten Normen und die allgemein anerkannten Regeln der Technik bei RLT-Geräten. Wenn Normen und Richtlinien bei bestimmten Punkten keine eindeutigen Aussagen treffen, nur Empfehlungen aussprechen, bzw. nur Klassifizierungen angeben, werden mit dieser RLT-Richtlinie konkrete Festlegungen getroffen.  
Mit dieser Richtlinie wird eine Grundlage geschaffen, die einen hohen Qualitätsstandard bei RLT-Geräten gewährleistet.

Bedeutung für die Geräteauslegung 
Die RLT-Richtline definiert zudem entsprechende Energie-Effizienzklassen, die für die jeweiligen Geräte ermittelt werden können. Besonderheit hierbei ist, dass diese sich nicht allgemein auf eine Modellvariante beziehen, sondern auf die ausgelegten Gerätevarianten. 
Dies wird ermöglicht, durch die zertifizierte Auslegungssoftware des Verbandes, die Hersteller nutzen können, die die Voraussetzungen aus der RLT-Richtlinie Zertifizierung erfüllen.
Für die Ausweisung dieser Energie-Effizienzklassen können dann die folgenden Label genutzt werden:
 

 

Welche Vorteile bietet die Einhaltung des Standards
Die RLT-Richtline 01 ist ein Wegweiser für Investoren, Nutzer, Architekten, Planer, ausführende Firmen, Wartungsfirmen und Hersteller, um sicherzustellen, dass der Stand der Technik bei den RLT-Geräten eingehalten wird. Die hier definierten energetischen, hygienischen und mechanischen Eigenschaften für RLT-Geräte schaffen die Grundlage für einen hohen Qualitätsstandard.
Mit der RLT-Richtlinien Zertifizierung eines Geräteherstellers, kann davon ausgegangen werden, dass die definierten energetischen Anforderungen an RLT-Geräte, bei deren Auslegung, Fertigung und Konstruktion berücksichtigt wurden. Mit der Zertifizierung ist außerdem sichergestellt, dass sowohl die Angaben der technischen Daten, als auch die Basiswerte für die Berechnung, den anerkannten Regeln der Technik entsprechen.